Sommerausflug 2010

Sommerausflug 2010
Pünktlich um 08.00 Uhr standen die Teilnehmer am Dienstag, dem 31.08.2010 bereit. Endlich ging es wieder auf Tour, denn der Oberbergische Blinden- und Sehbehindertenverein veranstaltete für seine Mitglieder den diesjährigen Sommerausflug. Insgesamt 14 Mitglieder sowie 13 Begleitpersonen besuchten die Kokerei Hansa in Dortmund. Die im Stadtteil Huckarde gelegene Anlage wurde im Jahre 1992 stillgelegt und befindet sich seither in der Obhut der Industriedenkmal-Stiftung. Ihr Vorsitzender Peter Strege stellte der Gruppe in einer 2-stündigen Führung das weitläufige Betriebsgelände vor. Da der freie Künstler und Schriftsteller Strege auch schon vor der Stilllegung auf der Anlage wohnte, konnte er viele Anekdoten und so manches Detail aus der Geschichte der Großkokerei wiedergeben. „Radieschen würde ich hier keine anpflanzen“, sagt Strege und spielt damit auf die vermutlich schlechten Bodenverhältnisse an. Auch ist der nach faulen Eiern stinkende Schwefel noch heute an einigen Stellen deutlich zu riechen. „Wenn die Zechenarbeiter früher nach getaner Arbeit in die Kneipe gingen, waren sie herzlich willkommen“, führt Peter Strege weiter aus. „Wenn die Männer aus den Kokereien kamen, rümpften die anderen Gäste wegen des Geruchs ihre Nasen.“ Das Herzstück der 1928 in Betrieb genommenen Anlage sind die Ofenbatterien, in denen einst bei über 1000 Grad Celsius Steinkohle zu Koks „gebacken“ wurde. Die benötigte Kohle bezog die Kokerei von den benachbarten Zechen und lieferte das Koks an Dortmunder Hüttenwerke. Höhepunkt des Rundgangs war das Maschinenhaus mit seinen gewaltigen Gaskompressoren. Denn aus dem Gasgemisch, das bei der Verkokung entstand, wurden wichtige Grundstoffe für die chemische Industrie gewonnen. Heute führt der Erlebnispfad „Natur und Technik“ über das gesamte Gelände. Denn auch die Natur hat sich ihr Recht zurückgeholt und seit der Stilllegung die Anlage in eine grüne Oase verwandelt. „Beim Baumbestand wird es allerdings schwierig, denn auf dem Boden fühlen sich nur Birken und Pappeln wohl“, erläutert Strege. „Und die Pappeln stammen ursprünglich aus Nordamerika , denn während eines Versorgungsengpasses wurde Steinkohle aus Kanada importiert.“ Die Gruppe hörte den beeindruckenden Erläuterungen Streges aufmerksam zu. Hierdurch war es auch den sehbehinderten und blinden Vereinsmitgliedern möglich, eine genaue Vorstellung von den Arbeitsabläufen der Koks- und Gasherstellung zu erhalten. Zum Schluss konnten noch Stücke von Kohle sowie Koks abgetastet werden. Nach einer Stärkung fuhr die Gruppe weiter ins nahegelegene Walltrop. Die gleichnamige ehemalige Zeche wurde aufwendig saniert und heute befindet sich dort der Stammsitz der Firma Manufactum. Seit der Neueröffnung vor neun Jahren wird hier ein Warensortiment präsentiert, welches sich von dem anderer Anbieter deutlich unterscheidet. „Blinden und sehbehinderten Menschen bieten sich leider nur wenig Gelegenheiten zum ausgiebigen Shopping“, sagt Theresia Marhoffer, die 1. Vorsitzende. „Wir sind daher immer neugierig, wenn wir etwas Neues erleben können. Wir veranstalten aber nicht nur Ausflüge, sondern stehen Betroffenen und Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite.“