Archiv für den Monat: Mai 2016

Gelungene Orientierungshilfe

Artikel von Andreas Arnold aus der Oberbergischen Volkszeitung vom 13.04.2016

Blindenverein lobt das Leitsystem am neuen Gummersbacher Bahnhof

Sehen zu können, das ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Wer hingegen nur ein eingeschränktes Sehvermögen hat oder völlig blind ist, für den können alltägliche Dinge wie Busfahren zu echten Hürden werden, wie der Vorstand des Oberbergischen Blinden- und Sehbehindertenvereins berichtet.

Damit diese nicht unüberwindbar bleiben, wurde beim Bau des Gummersbacher Busbahnhofs und des benachbarten Bahnhofs darauf geachtet, dass sich auch Menschen mit einem Sehleiden zurecht finden. Dafür sorgen unter anderem sogenannte Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien. Deren besondere Riffelung gibt Sehbehinderten die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines Blindenstocks zu orientieren.

„Das Ergebnis ist für uns ein Anlass, der städtischen Ent¬wicklungsgesellschaft und der Stadt einmal Danke zu sagen“, sagte jetzt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Bodo Isenhardt. Im September konnten Vereinsmitglieder den neuen Busbahnhof begehen und auf Schwachstellen untersuchen.
Danach wurde der Entwicklungsgesellschaft eine Mängelliste mit Verbesserungsvorschlägen an die Hand gegeben. „Das waren keine großen Sachen“, sagte Jens Kalkuhl, Kassierer des Blindenvereins. So wurden etwa eine akustische Fahrplanansage oder eine kontrastreiche Markierung der Treppenstufen vermisst. Zudem wurde das Nachrüsten von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien angeregt. Werbeaufsteller sollten ferner aus dem Weg geräumt werden, weil sie Hindernisse darstellten. Bei der Entwicklungsgesellschaft nahm man sich dieser Hinweise an und besserte nach.

„Wir als Blindenverein wären froh, wenn wir bei solchen Planungen von Beginn an dabei wären“, sagte Isenhardt. In Gummersbach seien Bahnhof und Busbahnhof noch im Bau gewesen, so dass man noch reagieren konnte.
Manfred Pelzer-Zibler berichtete, dass die Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften nicht ganz einfach gewesen sei: „Für die Leitsysteme gibt es zwei unterschiedliche Normen.“ Und dann komme noch der Interessenkonflikt von Sehbehinderten und Rollstuhlfahrern hinzu, erläuterte Isenhardt. Während Menschen im Rollstuhl am liebsten jede Hürde aus dem Weg geräumt hätten, seien genau diese Hindernisse für sehbehinderte Menschen vielfach wichtig, um sich mit Hilfe eines Stocks orientieren zu können.

Dass sich eine Bordsteinabsenkung für Rollstuhlfahrer und eine parallel verlaufende Leitlinie nicht gegenseitig ausschließen müssen, sieht man am Gummersbacher Busbahnhof. Überrascht und erfreut reagierte der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner auf das Dankeschön des Blindenvereins. „Es ist toll, dass wir für unsere Arbeit auch mal ein Lob bekommen.“ Der Anlass gebe es her, sagte Kalkuhl.

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